Der niederländische Künstler Stanley Brouwn, der zu den bedeutendsten Vertretern der Fluxus Bewegung und der Conceptual Art zählt, ist im wahrsten Sinne des Wortes einer der konsequentesten und unnahbarsten Künstlerpersönlichkeiten. Er möchte weder, dass über seine Kunst und ihn geschrieben, noch dass ein Foto von ihm veröffentlicht wird. Bekannt ist, dass er 1935 in Surinam geboren wurde, seit 1957 in Amsterdam lebt und als Professor lange Jahre an der Kunstakademie Hamburg lehrte. Für Stanley Brouwn ist die Bewegung und die Bewältigung von Distanzen in Raum und Zeit Ausgangsmaterial für seine künstlerische Tätigkeit. Er untersucht diese grundlegende menschliche Aktivität in immer anderen Zusammenhängen und misst Distanzen nach eigenen Maßeinheiten wie der Brouwn-Elle, dem Brouwn-Fuß oder dem Brouwn-Schritt.
Seine Arbeit fasziniert mich schon seit meinem Studium der bildenden Kunst an der Hoogeschool voor de Kunsten in Arnhem, Niederlande (1995 – 1998).
Performance
In der Performance „Paar“ zeichne Ich in einer minimalistischen Art und Weise einen Weg basierend auf den Schrittmassen eines menschlichen Paars, durch die Stadt nach.
Ich frage am Ausgangspunkt der Aktion eine Person die mir zufällig begegnet mir den Weg in die Mitte der Stadt auf einem Blatt Papier aufzuzeichnen. Dann folge ich dem aufgezeichneten Weg in dem ich mit einem Schwammstempel die erhaltene Route als Linie mit Wasser auf die Strasse stemple. Da die Schrittmasse unterschiedlich sind ergibt sich als Bild eine durchgehende Linie gefolgt von einer benachbarten Linie welche unterbrochen ist. Nach einiger Zeit sobald das Wasser aufgetrocknet ist werden die Linien wieder verschwunden sein.
Gedanken zur Performance „Paar“
Im deutschen bezeichnet das Wort „Paar“ zwei zusammengehörende Dinge sowie zwei zusammengehörende oder eng miteinander verbundene Menschen oder Tiere.
Diese Verknüpfung im deutschen Wort Paar zwischen Wesen (Mensch) und Ding (Maß) hat mich bewogen die Performance so zu betiteln.
Mich interessieren in dieser Performance vor allem die Verbindungen zwischen dem menschlichen Maß, welches sich in den Stempeln manifestiert und die daraus resultierende abstrakte Zeichnung welche eine Route durch die Stadt markiert.
Die beiden Schwammstempel, welche die Größen von zwei unterschiedlichen menschlichen Schrittlängen besitzen sind zu einem festen Paar montiert. Dadurch zeichnen sich auf der Strasse durch ein regelmäßiges fortlaufendes stempeln zwei unterschiedliche Linien ab.
Der längere Stempel zeichnet eine zusammenhängende unendlich lange Linie auf die Strasse während der kürzere nebenan eine unterbrochene Linie in der erkennbaren Schrittlänge wiedergibt.
Wichtig ist bei dieser Aktion die sichtbare Handlung des Stempelns auf der Strasse und die entstehende abstrakte minimalistische Zeichnung welche sich mit dem auftrocknen der Wasserspur verändert, zerfällt und schlussendlich ganz von der Strasse verschwindet.
Ich möchte in dieser Performance mit ganz einfachen Mitteln der Frage nachgehen wie zwei unterschiedliche menschliche Maße, fixiert zu einem Paar in der Aneinanderreihung eine Route durch die Stadt bezeichnen. Mit dieser ephemeren Arbeit welche, mit dem sichtbaren / unsichtbaren spielt möchte ich eine Hommage an den Künstler Stanley Brouwn schaffen.
8. / 9. Oktober 2015 Festival Perform Now! Winterthur (Fotos © 2015 Wolfgang Probst)